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53. Rhein-Main Journalisten-Stammtisch

„In Frankfurt am Main sitzen die Googles und Ebays von Morgen.“


Kai Pfaffenbach Rhein-Main Journalisten-Stammtisch

Freies WLAN in der Innenstadt? In Städten wie Lagos, São Paulo und Tel Aviv schon längst etabliert. In Kopenhagen entstehen 645 innovative Bushaltestellen, die mit digitalen Anzeigesystemen ausgestattet werden, die Verkehrsinformationen senden, um Pendlern ihre Reise zu vereinfachen. Die Commonwealth Bank of Australia hat alle Privat- und Unternehmenskonten in ein einheitliches digitales System übertragen und ist dadurch Nummer 1 in Australien beim Online-Banking. Das aus Dubai stammende Unternehmen SK Solutions koordiniert mithilfe von neuartigen Sensoren Kräne und andere Maschinen auf Baustellen – Bewegung und Steuerung können dadurch in Echt-Zeit angepasst werden, um Unfälle zu verhindern.

Das Tempo der weltweiten digitalen Entwicklung ist rasant. Deutschland hat bei der Digitalisierung klaren Aufholbedarf. Aber was bedeutet eigentlich Digitalisierung? Fragt man den Referenten des 53. Rhein-Main Journalisten-Stammtischs, so steht Digitalisierung dafür, dass alles, was real existiere, auch digital bestehen müsse, um die Realität besser und komfortabler zu machen.


Thomas Jarzombek, MdB und Vorsitzender der AG Digitale Agenda der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, nannte den Teilnehmern während seines 300-Sekunden-Statements elf Punkte, die dafür sorgen könnten, dass Deutschland nicht als Digitalisierungsverlierer dasteht.


Dazu gehört die Förderung von Personen, die ein eigenes Unternehmen aufbauen möchten. Gleichzeitig ist es für Thomas Jarzombek wichtig, den Gründergeist unter jungen Leuten zu wecken. Durch Projekte in Schulen, zum Beispiel mit Vorträgen von Gründern möchte er gerade die jüngere Generation für das Thema „Unternehmensgründung“ motivieren. Generell sei die Schule im Hinblick auf Digitalisierung auf einem Stand von vor 15 Jahren. Nach Jarzombek muss hier eine Anpassung der Lehrmaterialien und der Unterrichtsgestaltung erfolgen. Natürlich ist für ihn auch der flächendeckende Ausbau des Breitbands sowie der Ausbau des taktilen, mobilen Internets – der Mobilfunk der 5. Generation – ein wichtiges Thema. Ebenfalls seien auch die Richtlinien des Datenschutzes auf einem Stand von vor 20 Jahren: Gerade diese seien eine große Hürde für angehende Gründer im „Digitalbereich“. Genauso wichtig sei die Dateninfrastruktur die wichtigste Ressource der Zukunft und somit ein Thema, dem große Beachtung geschenkt werden müsse.

In der anschließenden Diskussion sprach Moderator Steffen Ball den Referenten auf die „digitale Hauptstadt“ Frankfurt an. Gerade hier sieht Jarzombek große Defizite: „Frankfurt ist die kapitalstärkste Stadt und dank des DE-CIX besitzt sie den größten Internet-Knoten weltweit. Doch die Gründer sitzen in Berlin, Hamburg und München.“ Für ihn ist nicht klar, warum in Frankfurt so wenig in Start-Ups investiert werde, denn hier säßen die Ebays und Googles von morgen. Vor allem Banken seien in der Digitalisierung weit hinten: „Google kann schneller meine Kreditwürdigkeit beurteilen als mein persönlicher Bankberater.“

Aber wie lassen sich diese Missstände beheben und Deutschland zu einem Digitalisierungsgewinner werden? Jarzombek erklärt: „Neben den genannten Punkten, müssen wir Chancen erkennen und annehmen und nicht immer überlegen, was vielleicht nicht klappen könnte“. Zudem könne ein „Digitaler Bildungsstaatsvertrag“ sowie ein Förderprogramm des Bundes für Länder und Kommunen den Fortschritt der Digitalisierung beschleunigen. Mit am wichtigsten sei es jedoch, junge Leute zu ermutigen, zu fördern und in ihren Vorhaben zu unterstützen.

Insgesamt ließ die angeregte Debatte mit den Teilnehmern im Anschluss erkennen, wie relevant die Thematik für die Weiterentwicklung der Bundesrepublik ist.

Der nächste Rhein-Main Journalisten-Stammtisch findet nach der Sommerpause im September statt.




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